Jetzt im Herbst liegt morgens wieder Nebel auf der Erde. Das Blickfeld ist eingeschränkt und ich kann nur das wahrnehmen, was in meinem direkten Umfeld passiert. Wenn ich morgens mit meinen Hunden im Feld spazieren gehe, reicht mein Sichtfeld meistens keine 50 Meter weit. Ich kann nur ein Stück des Weges sehen welches vor mir liegt und ebenfalls nur ein Stück des Weges welches hinter mir liegt. Mein Blick auf das Ganze fehlt. Ich sehe nicht, ob Jogger, Radfahrer oder andere Hunde vor oder hinter mir laufen. Und ich habe keine Ahnung was hinter der nächsten Ecke auf mich wartet, bis ich sie erreicht habe. Genauso fühlt sich mein Leben im Moment an. Ich befinde mich auf meinem Weg und weiß nicht was vor mir liegt. Ich kann einen Weg erkennen, doch was an der nächsten Ecke auf mich wartet darüber bin ich Ahnungslos.
Wie will ich meinen Weg gestalten?
Mein Kopf sagt mir: Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten wie ich weiter auf diesem Weg laufen kann. Entweder ich mache mir Sorgen welche Gefahren im Nebel auf mich lauern könnten oder ich vertraue dem Nebel und genieße den Raum den er mir bietet bei mir zu sein.
Mit Angst unterwegs
Den Weg in Angst weiterzugehen bedeutet für mich, sich sorgen zu machen. Nehme ich nun das Beispiel von heute Morgen mit meinen Hundespaziergang im Nebel, dann bedeutet dies für mich unnötigen Stress. Mit Angst besetzt würde ich nur ungerne die Hunde von der Leine lassen:
- da ich nicht kontrollieren kann, was hinter dem Nebel warte (andere Hunde, Jogger)
- Oder dass die Hunde in den Nebel laufen und ich nicht weiß wo sie sind
- Die Last der Verantwortung, dass die Hunde Fremden, denen sie begegnen könnten, nicht anbellen, erschrecken oder sogar Angst einjagen
Andererseits wenn ich sie an der Leine lassen würde, dann hätte ich:
- Schuldgefühle gegenüber der Hunde, dass sie nicht frei laufen dürfen und
- Stress weil ich denken würde, dass sie sich an der Leine richtig verhalten müssen
Also fasse ich für mich mal zusammen. Würde ich den Weg in Angst gehen, dann hätte ich
- Angst vor Kontrollverlust = Ohnmacht.
- Angst vor Verlust = Einsamkeit.
- Schuldgefühle und
- Druck in Form von Stress.
Das klingt so gar nicht nachdem was ich mir von meinem Weg wünsche.
Mit Vertrauen unterwegs
Also bleibt noch die zweite Möglichkeit. Alle Ängste und Sorgen loszulassen und dem Weg zu vertrauen. Dem Leben zu Vertrauen und den Weg in Zuversicht zu gehen. Das bedeutet für mich, das begrenzte Sichtfeld so anzunehmen wie es gerade ist, ohne zu überlegen was sich darin verbergen könnte. Übertragen auf die Hunde bedeutet diese:
- Die Hunde frei laufen zu lassen
- Die Aufmerksamkeit auf den Moment und auf mich zu richten
- Die Freude und das leichte Gefühl zu genießen, während ich den Hunden zusehen wie sie ihr Leben genießen und Spaß miteinander haben
- Keine Erwartungen zu haben und nicht zu wissen, was im nächsten Moment passiert.
Wenn ich dies nun wieder für mich zusammenfasse, dann fühlt sich die zweite Möglichkeit sehr viel besser an. Trotz des eingeschränkten Blickfeldes bekomme ich ein Gefühl von
- Freiheit,
- Geborgenheit,
- Freude und
- Leichtigkeit.
So wünsche ich mir meinen Weg.
Welchen Weg möchte ich gehen?
Wenn ich mir jetzt anschaue wie ich meinen Weg heute morgen tatsächlich gegangen bin, dann ist es eine Zusammenspiel aus beiden Möglichkeiten gewesen. Den ersten Teil der Strecke habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich die Hunde laufen lassen kann, obwohl ich nicht sehen kann wer noch unterwegs ist. Also habe ich sie länger als sonst an der Leine laufen lassen.
Den nächsten Teil der Strecke habe ich auf mein Herz gehört und vertraut. Es war ein sehr schönes Gefühl. Es hat wunderbar funktioniert. Es gab keine Zwischenfälle und trotzdem habe ich die Hunde auf dem Rückweg früher als sonst wieder an die Leine genommen. Es ist ein Spiel zwischen Herz und Verstand. Zwischen Angst und Vertrauen.
Wofür entscheide ich mich in diesem Moment?
Darum glaube ich, dass es nicht nur zwei Möglichkeiten gibt den eigenen Weg zu gehen, sondern dass es eine Frage des Momentes ist. In dem einen Moment lebe ich voll im Vertrauen und im Nächsten gewinnt die Angst wieder die Oberhand. Beides sind meine Entscheidungen und Erfahrungen die ich mache. Angst und Vertrauen sind Gefühle, die in mir leben. Zwei Gefühle die Zusammengehören.
Habe ich Angst, fehlt Vertrauen. Bin ich im Vertrauen, habe ich keine Angst. Beides sind somit Teile von mir. Nehme ich eines weg, dann fällt das andere aus der Balance. Ich möchte weiter meinen Weg gehen und dabei das Leben nicht vergessen. Darum ist es mir wichtig kein Gefühl auszuschließen oder wegzuschicken, sondern sie anzunehmen wie sie gerade kommen.
Durch die Annahme ist es nicht wichtig welches Gefühl gerade da ist, denn es gehört in diesem Moment immer zu mir. Es ist mein Gefühl. Wenn ich lernen möchte meinen Weg authentisch zu gehen, dann darf ich lernen mich so anzunehmen wie ich mit bin. Mit allen Gefühlen.
Ein einnehmendes Nebelfoto zu deiner wunderbar hilfreichen Führung durch das Sein… Danke dir LG ;-D