Wut und Angst. Zwei Emotionen die mich schon lange begleiten. Manchmal siegt die Wut, doch meistens hat die Angst die Oberhand. Sie gehören zusammen und lange haben sie unbewusst mein Leben bestimmt.
Gefangen in meinen Emotionen
Ich habe mir früher kaum Gedanken zu meinen Emotionen gemacht. Wenn ich wütend war, dann war ich wütend und wenn ich Angst hatte, dann hatte ich Angst. Das war eben so. Am liebsten war es mir, wenn ich diese Emotionen so schnell wie möglich wieder los wurde oder sie zumindest soweit unterdrücken konnte, dass sie im Hintergrund verschwanden. Dies funktionierte am besten mit Ablenkung. Viel Arbeiten, sich um andere kümmern, Fernsehen oder im Internet surfen. Nur nicht zu Ruhe kommen. Immer in Bewegung bleiben, so waren die Emotionen schön gedämpft.
Keine Zeit für Wut! Keine Zeit für Angst! Keine Zeit für mich!!!
Heute weiß ich wie diese Emotionen trotzdem mein Handeln bestimmt haben. Die Wut hat mich beschützt und die Angst hat mich klein gehalten. Meine Wut sitzt im Bauch und die Angst liegt mir im Nacken und auf den Schultern. Wenn die Wut im Bauch zu groß wurde, dann legte sich die Angst schützend auf die Schultern und unterrückte die Wut.
Emotionen fühlen
Es klingt immer so leicht wenn jemand zu dir sagt: „Du musst deine Gefühle annehmen“
- Doch wie geht das?
- Wie soll ich das machen, wenn ich gerade richtig in meiner Wut bin?
Wenn ich richtig wütend bin, dann bin ich meilenweit davon entfernt, Ja zu meiner Wut zu sagen, geschweige denn sie anzunehmen. Es gibt da keinen JA-Knopf auf den ich drücken kann und dann ist meine Wut gewandelt. So funktioniert das bei mir leider nicht.
Nur die Einstellung zu meiner Wut oder zu meiner Angst bringt mir den Unterschied. Diese Fragen helfen mir dabei sie zu finden.
- Darf ich wütend sein?
- Darf ich auch Angst haben?
- Oder verbiete ich mir die Wut und flüchte ich vor der Angst?
Hinter mir liegt schon ein Stück Weg des Beobachtens und des ehrlichen Hinsehens.
Emotionen lieben lernen
Ziemlich zu Beginn meiner Ausbildung habe ich dann, in einer geführten Meditation, meine Wut kennengelernt. Ein wunderbares Erlebnis. Ich durfte meine ganze Wut spüren und war überwältigt von dieser Kraft die in mir steckt. Zum ersten Mal konnte ich meine Wut annehmen und sie mit einem JA begrüßen. In dieser Transformations-Sitzung sah ich meine Wut. Meine Wut ist ein Bär.
Nach der Sitzung kaufte ich mir den größten Stoffbären den ich finden konnte und dieser Teddy begleitet mich seitdem. Klingt vielleicht ein wenig seltsam, doch so lerne ich meine Wut zu lieben. Der Bär steht für meine Wut und immer wenn ich den Teddy in den Arm nehme, schenke ich meiner Wut Aufmerksamkeit und Liebe.
Dank dieser Erfahrung wird mir seitdem immer bewusster, dass in mir noch ganz viele andere Emotionen schlummern, die von mir entdeckt, gesehen und angenommen werden wollen.
So kam vor einigen Tage nun mein Angsthase dazu. Und er ist ganz herzlich Willkommen.
Nun gehen diese beiden gemeinsam mit mir, Hand in Hand, auf Entdeckungsreise.