Von klein auf lag mein Bestreben darin perfekt zu sein. Immer mindestens 100 % zu geben. Alles darunter war für mich nicht akzeptabel. So habe ich mich jahrelang bemüht. Alles getan was von mir verlangt wurde und nie meinen Anspruch daran hinterfragt. In meinem Kopf regierten Sätze wie „Gut, ist nicht gut genug“ oder nur „Wenn ich perfekt bin, bin ich etwas wert“. Doch der Satz welcher mich am meisten prägte war „Kind du musst dich anstrengen, damit mal etwas aus dir wird“.
Dieser Satz hat mich auf Schritt und Tritt begleitet. Und so habe ich mich angestrengt. Tag ein, Tag aus. Viele Jahre lang. Immer mit einem Lächeln. Immer freundlich. Ohne zu merken wie meine Lebensfreude und meine Lebensenergie immer weniger wurden. Gleichzeitig wuchs in mir die Sehnsucht nach Stille, Ruhe und Nichtstun. Zuerst nahm ich sie nur sehr undeutlich war, doch sie nahm in gleichem Maße zu, wie meine Energie abnahm. Das Außen präsentierte mir immer deutlicher werdende Zeichen. Unsicherheit, Lärm und Chaos überschlugen sich. Und so kam ich auf meinen Weg.
Du musst dich anstrengen, damit etwas aus dir wird
Mein Leben lang habe ich nach diesem Satz gelebt. Er hat mich auf meinem Weg begleitet und dafür gesorgt, dass es mir an nichts gefehlt hat. Er hat mich zum Perfektionismus angespornt und ich habe darüber meinen Wert definiert. Ich habe Anstrengung mit Wertigkeit gleichgesetzt. Ganz im Widerspruch zu meiner inneren Sehnsucht nach Stille, Ruhe und einem entspannten Nichtstun. Sogar nach dem ich mir diesen Satz in mein Bewusstsein gerufen hatte, konnte ich die Anstrengung nicht loslassen. Selbst während meiner Ausbildung, in welcher wir immer wieder darauf Aufmerksam gemacht wurden, auf uns selbst und unsere Gefühle zu achten, nutzte ich diesen Satz um mich von mir selbst abzulenken. Ich strengte mich wieder an, um eine gute Leistung zu erbringen, statt in Ruhe und Stille das Gelernte an mir selbst anzuwenden. Mein Kopf schleuderte mir diesen Satz um die Ohren und wollte nicht verstehen, wie ich ohne Anstrengung meine Ausbildung gut abschließen sollte.
Das Herz zeigt dir den Weg
Während mein Kopf damit beschäftigt war, sich mit diesem Gedanken ständig im Kreis zu drehen, zeigte mir mein Herz ganz deutlich den Weg. Es benutzte einfach mein Körper und legt mich lahm. Ich war chronisch erschöpft, konnte mich schlecht konzentrieren und wenn ich trotz alledem keine Rücksicht auf mich nahm, setzte er mich mit einem Migräneanfall außer Gefecht. Sodass ich gar keine Wahl mehr hatte, ich konnte die Zeichen nicht mehr ignorieren. Ich wurde zum stillhalten und zur Ruhe geführt. Diese Auszeiten brachten mich wieder näher zu mir. Doch mein Kopf benötigte noch einige solcher geführter Auszeiten bis er die Verbindung zu meinem Herzen herstellen konnte.
Vertraue deinem Herzen
Heute übe ich mich im Vertrauen und lerne auf die Zeichen die mir mein Körper sendet zu lauschen. Ich habe dadurch schon einen großen Teil meines selbst kreierten Perfektionismus ablegen können, doch merke ich auch, dass dieser Satz noch in mir schlummert. Er bringt mich noch manchmal zum Zweifeln, doch wenn ich dann in die Verbindung zu meinem Herz gehe, dann weiß ich “Nicht Perfekt ist auch Vollkommen”.
Ich denke, dass wir alle perfekt sind, so wie wir sind.
Leider passt das vielen nicht in den Kram, da wird kritisiert und bewertet, was das Zeug hält.
Es ist schwer bei sich zu bleiben, aber es lohnt sich.
Schöner Beitrag. Ja, unseren Körper lieben statt ihn nur zu benutzen, um perfekt zu leisten… muss ich mich auch immer wieder daran erinnern!
Sehr schöner Beitrag! Erkenne mich wieder:)…