Schuld sind immer die anderen

Heute Morgen kreisten meine Gedanken um das Thema Schuld. Wem gebe ich noch Schuld? Für was fühle ich mich schuldig? Auslöser dafür war mein Blogartikel den ich heute vor einem Jahr geschrieben habe. In diesem Beitrag ging es darum wie sehr ich mich selbst unter Druck setze, welche Glaubenssätze mich dabei begleitet haben und welche Gefühle es in mir auslöste. An diesem Tag habe ich einige Glaubenssätze aufgedeckt und mich für mehr Leichtigkeit in meinem Leben entschieden.

Ein Jahr später kann ich erkennen, dass unter diesem Druck noch eine andere Emotion auf mich gewartet hat und zwar die Schuld. Klar kenne ich Schuldgefühle und viele davon habe ich auch schon auflösen können, doch die Schuld ist in mir eine sehr weitreichende und tiefsitzende Emotion. Anderen kann ich schnell vergeben und ich weiß auch, dass niemand schuld an meinen Gefühlen, meiner Situation oder meinem Leben ist. Mein Kopf weiß das und so rede ich es mir auch immer wieder ein.

Keiner ist schuld. Doch einreden alleine reicht nicht. Mein Herz möchte es fühlen und so sendet es mir Signale. Signale die ich gerne auch einmal falsch interpretiere. Mein Körper ist wie ein Seismograph. Jede Unstimmigkeit zwischen meinem Denken und meinem Fühlen zeigt er an. Meistens ignoriere ich diese Signale. Verschließe die Augen und geben den Umständen die Schuld dafür. So ignoriere ich die juckenden Augen, die laufende Nase und das heftige Niesen. Schuld daran ist der Frühling mit seinen Pollen. Die Pollen sind schuld. So bin ich fein raus, denn ich habe jemanden gefunden, dem ich die Schuld geben kann.

Aber ist das wirklich so?

Mein Kopf sagt ja und mein Körper reagiert weiter mit Signalen. Je mehr ich meinem Kopf Recht gebe und die Schuld von mir weise, umso heftiger reagiert mein Körper. Ein Teufelskreis.

Wie kann ich diesen Teufelskreis verlassen?

Auch wenn ich im Grunde weiß, wie es funktioniert, gehe ich den Weg nicht direkt. Ich mache Umwege und versuche diese Signale über meinen Kopf zu deuten. Denn ich weiß, niemand ist schuld. Also auch nicht der Frühling mit seinen Pollen. Ich rede mir ein, der Frühling ist nicht schuld. Das funktioniert für eine kurze Weile. Wenn ich mich darauf konzentriere, dann kann ich meinem Körper vorgaukeln, dass ich begriffen habe, dass der Frühling nicht schuld ist an meiner juckenden Nase. Und für einen kurzen Augenblick, wird das Jucken besser. Doch dann höre ich auf mich zu konzentrieren und die juckende Nase kommt wieder.

Mein Körper genießt die kurze Aufmerksamkeit die ich ihm schenke, wenn ich mich auf ihn konzentriere und reagiert darauf. Die Symptome werden schwächer und sie werden stärker wenn ich ihn wieder ignoriere. Diese Vorgehensweise ist keine Lösung und sie kostet Kraft.

Warum funktioniert das nicht?

Weil ich das Schuldgefühl einfach nur verlagert habe. Statt dem Frühling die Schuld zu geben, habe ich versucht mir zu sagen niemand ist schuld. Doch mein Kopf ist schlau. Er hat gelernt, dass die Schuld nicht verschwindet und daraus eine neue Schlussfolgerung gezogen. Denn wenn die Schuld nicht verschwindet, dann muss irgendjemand anderes schuld sein. Doch wem gebe ich dann die Schuld? Mir? Dem Leben? Gott? Im Prinzip ist es egal, wem ich unbewusst die Schuld gebe, solange ich die Schuld nur in meinem Kopf bearbeite, verändert sich nichts an diesem Gefühl.

Was ist die Lösung?

Der Schlüssel für Veränderung ist also das Gefühl. Die Schuld möchte nicht hin und her gereicht werden. Sie möchte gefühlt werden. Von mir. Mehr nicht. Also stelle ich mir wieder die Fragen: Wofür fühle ich mich schuldig? Wem gebe ich die Schuld?

Doch dieses Mal nehme ich mir die Zeit und höre auf meinen Körper. Halte inne und lausche. Schließe meine Augen und gehe auf Forschungsreise. Was passiert in meinem Körper. Welche Gedanken tauchen auf? Welches Gefühl möchte sich zeigen? Angst, Trauer, Schuld, Scham. Es ist egal welche Emotion sich dahinter verbirgt, ich fühle sie dieses Mal nicht in meinem Kopf. Ich fühle sie mit meinem Herz. Denn das Herz schickt die Emotion nicht weg, das Herz lädt sie ein und verwandelt sie.

Mein Kopf kennt den Weg, mein Herz kennt das Ziel.

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